Was ist Flossing?

Flossing ist eine physiotherapeutische Behandlungsmethode, bei der ein sogenanntes «Flossband» respektive 5 cm × 2 m langes Gummiband verwendet wird. Das Prinzip ist ähnlich wie bei einer Blackroll und dient primär zur Bewegungserweiterung und Schmerzlinderung von bestimmten Stellen. Das elastische Band wird bei der Behandlung fest um ein Körperteil gebunden, wobei das Gewebe für ungefähr zwei Minuten lang komprimiert wird. Das Ziel ist es dabei, Strukturen mit passiver, assistiver oder aktiver Bewegung zu mobilisieren und in Bewegung zu bringen. Während diese Methode für viele Patient*innen unangenehm bis schmerzhaft sein kann, ist sie insbesondere im Bereich der Sportphysiotherapie aufgrund ihrer Wirksamkeit enorm beliebt.

Flossing dient neben der Schmerzlinderung und der Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit auch der Leistungs- und Kraftsteigerung der Muskeln und stellt die Elastizität der Faszien wieder her.

Flossing verzeichnet insbesondere dank der folgenden drei Wirkungsprinzipien Erfolge:

Schwammeffekt
Aufgrund des starken Druckes, der durch das Band ausgeübt wird, wird das Gewebe wie ein Schwamm ausgedrückt. Sobald das Band anschliessend gelockert wird, wird das Gewebe umso mehr von Flüssigkeit durchflossen, was eine bessere Nährstoffbilanz bewirkt und den Heilungsprozess beschleunigt

Gate-Control-Theorie (Kontrollschranktheorie)
Durch diese Theorie wird der Erfolg der Flossingbehandlung zu erklären versucht. Es wird argumentiert, dass das Flossband tiefliegende, schmerzhafte Strukturen durch den Druck bestmöglich mobilisieren und heilen kann, auch wenn das Band diese Punkte nicht direkt berührt. Dies passiert deshalb, weil die Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) und drucksensitiven Mechanorezeptoren über den gleichen Nerv verbunden sind und das Hirn zwischen den Empfindungen nicht unterscheiden kann. Der starke Druck des Flossbands ist das Einzige, was das Hirn verarbeitet, weshalb dieser Druck enorm heilend wirkt.

Kinetic Resolve
Unter Anwendung des Flossbands soll es möglich sein, inter- und intrafasziale Crosslinks zu lösen, indem unterschiedliche Gewebsschichten in Berührung kommen. Verklebungen zwischen den verschiedenen Schichten werden dabei gelöst, was die Bewegungsfreiheit fördert und die Gelenke wieder funktionstüchtig macht

Wann und wie wird Flossing angewendet?

Flossing kann präventiv, rehabilitativ und regenerativ angewendet werden und wird insbesondere für Sportler*innen mit akuten oder aber längerfristigen Verletzungen empfohlen. Beispiele dafür sind Bewegungseinschränkungen, Verstauchungen, Zerrungen und Überlastungserscheinungen wie Sehnenscheidenentzündungen.

Genauer wird beim Flossing die Mobilität der Gelenke, Muskeln, Haut, Faszien und des Gewebes trainiert. Durch auf das Band ausgelösten Druck werden die Mechanorezeptoren stimuliert, die Gewebeschichten aneinander gepresst und die alte Gewebsflüssigkeit ausgepresst. Dadurch wird die arterielle Versorgung unterbrochen, was bei Patient*innen Schmerzen verursachen kann, aber normal für diese Methode und nicht weiter problematisch ist.